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Literatur

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Das bin doch ich, der hier sitzt?

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Literatur

Hauszittern

Die nächste Gasrechnung nicht vor Mitte Januar. Also wenigstens vorerst, sagst du dir, einstweilen weiterhin auf der Welt bleiben! Und bis auf weiteres daran glauben, daß man alles tun kann, was man sich vorgenommen, vergiß das nicht! Und alles, was man nur je sich erträumt, eine schwere Arbeit. Jeden Tag wieder von vorn. Und dazu noch zahlreich die Überraschungen. … Hat das Haus schon gezittert? Ganz müd vor lauter Müdigkeit. Peter Kurzeck

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ich weiss nix Lebensweisheiten Literatur

Idiot I

Das Unglück, nicht anders als durch Überlegung und Anstrengung zum neutralen Zustand fähig zu sein. Was ein Idiot ohne weiteres fertig bringt, dazu muss man sich Tag und Nacht strapazieren, um es nur momentweise zu erreichen. Cioran

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Literatur

„Es gibt fast nur Mißstände“, sagt er, „aber man kann sie nicht abschaffen. Die Opposition, die allgemeine Opposition, eine Kennzeichen der Jugend, läßt nach. Die Kräfte verringern sich. Alles konzentriert sich darauf, die Zeit, die man hat, hinter sich zu bringen. Das hat nichts mit Intelligenzgraden zu tun. Im allgemeinen werden die Leute auf niedriger Stufe leichter mit der Umwelt fertig als andere. Nach und nach merkt man: die Welt und die Umwelt sind Mißstände, katastrophale Mißverhältnisse. Im großen und ganzen sind Dummköpfe, die so etwas nicht sehen, selten. Die Mitmenschen? Berufsbezeichnungen, sonst nichts.

Aus Frost von Thomas Bernhard.

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Film Kunst Literatur Medien

Okay, was soll’s, bück dich halt ….

„Meine Tapete und ich fechten gerade ein Duell auf Leben und Tod aus. Einer von uns muss verschwinden“
sz

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Literatur

Heiliger Bimbam

… Vom Dach des R.C. bietet sich uns ein Schauspiel, das an Grausamkeit nicht mehr zu übertreffen ist. In den Cafés drängen sich Totalschäden mit knurrendem Magen um die Tische, und lange Speichelfäden hängen ihnen vom Kinn herunter; andere ejakulieren, sobald sie eine Frau sehen. Latahs imitieren mit affenähnlicher Obszönität die Bewegungen der Passanten. Junkies haben die Drugstores geplündert und fixen sich an jeder Straßenecke … Katatoniker schmücken die Parks mit Girlanden aus …. Hochgradig erregte Schizophrene rennen durch die Straßen und stoßen abgerissene zerquälte Schreie aus. Einige Partiell Rekonditionierte umringen eine homosexuelle Touristengruppe und setzen ein schauerliches wissenden Lächeln auf, hinter dem der nordische Schädel wie eine Doppelbelichtung aussieht.

Was wollen Sie von uns? fragt eine der Tunten pikiert.
Wir wollen euch verstehen …

Ein ganzes Kontinent jaulende Simopathen schwingt sich von Kronleuchtern und Balkonen und scheisst und pisst auf die Passanten herunter. (Ein Simopath – der medizinische Fachausdruck für diese Abnormität ist mir im Moment nicht geläufig – ist ein Zeitgenosse, der überzeugt ist, er sei ein Affe oder affenähnliches Wesen. Es handelt sich hier um eine Verhaltensstörung, die besonders in der Armee auftritt, durch Entlassung aber leicht zu beheben ist.) Amokläufer mit einem entrücktem träumerischen Lächeln im Gesicht machen die Runde und säbeln Köpfe ab … Bürger mit beginnender Bang-utot versuchen verzweifelt ihre Erektion zu bändigen und rufen die Touristen um Hilfe … Wildgewordene Araber werfen sich mit Gebrüll und Gejohle auf die Leute, kastrieren sie, schlitzen ihnen den Bauch auf, übergießen sie mit Benzin und zünden sie an … Nachtklubtänzer im Knabenalter behängen sich mit Eingeweiden und machen damit Striptease, Frauen stecken sich abgehackte Penisse in die Möse und rücken breitbeinig und mit dem Unterleib stoßend dem Mann ihrer Wahl auf den Leib … religiöse Fanatiker kreisen in Hubschraubern über dem Volk, halten ihm Strafpredigten und bombardieren es mit Steintafeln, in die sinnlose Sprüche eingemeißelt sind …

Nacked Lunch / William S. Burroughs

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Kunst Lebensweisheiten Literatur
„Kunst ist die edelste Form der Arbeitslosigkeit.“
Thomas Kapielski
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Hätten sie es gewusst? ich weiss nix Literatur

Hauptsache es knallt

„Die Drogenszene. Ein Vorpostengefecht mit enormen Verlusten; hier fehlt ein Clausewitz.“ Ernst Jünger

der Freitag, Ernst Jünger und die Drogen

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Literatur

»Man findet Herculaneum unter der Asche wieder; aber einige Jahre verschütten die Sitten einer Gesellschaft besser als aller Staub der Vulkane«.
Franz Hessel

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Hätten sie es gewusst? ich weiss nix Literatur

„Le bonheur se raconte mal.“
H-P. Roché

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Literatur

Parallelgeschichten

 Das Spiel begann erst jetzt richtig, oder vielleicht war es gar kein Spiel.
Vielleicht wollte er der Frau etwas beweisen. Oder mir. Er brüllte. Nicht aus voller Kehle, das kann man nicht sagen, eher aus der Tiefe seines Brustkastens. Als sänge er den einsamen Sang der Selbstvergewisserung. Mal steigerte er die Geschwindigkeit, mal drosselte er sie genauso plötzlich, es warf uns vor und zurück. Er ließ das Steuer lange los, dann wieder stemmte er beide Arme dagegen und riss es hin und her, ließ den Wagen zwischen den Gehsteigen tanzen. Es war nicht vorauszusehen, wie viel das alte Gerät, vielleicht ein Adler, noch vertragen würde. Die ganze Zeit drückte er rhythmisch auf die Hupe. Ich wusste nicht, wollte er mit diesem Amoklauf seine Frau auf die Probe stellen, war es eine mir zugedachte Demonstration oder rächte er sich an den hinter uns zurückgelassenen und sicher verblüfften Polizisten für das ewige Gefühl der Bedrohung; zeigte er ihnen ganz einfach den Finger.
In jenen Jahren tat man so etwas nicht.
Es war sonst schon gefährlich genug.

Leseprobe zu Peter Nadas: Parallelgeschichten, perlentaucher.de

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Hätten sie es gewusst? Literatur

Alte Meister ll

Sie lügt, habe ich gedacht, wie die Haushälterin mich darauf aufmerksam gemacht hat, daß ihr meine Frau verschiedene Gegenstände versprochen habe, die Begräbnisbesucher waren noch gar nicht aus dem Friedhof gegangen, ist die Haushälterin schon vor mir gestanden und hat gesagt, meine Frau habe ihr das und das versprochen. Wir nehmen die Menschen immer wieder in Schutz, weil wir nicht glauben können und gar nicht glauben wollen, daß sie so gemein sein können, bis wir immer wieder die Erfahrung machen, daß sie ebenso gemein sind, wie wir es gar nicht für möglich halten. Mehrere Male hat die Haushälterin, ich bin noch am offenen Grab gestanden, das Wort Bratpfanne gesagt, so Reger, stellen sie sich vor, immer wieder das Wort Bratpfanne, während ich noch am offenen Grab gestanden bin. … Dieses Erlebnis mit der Haushälterin hat mich tatsächlich wieder gelehrt, wie abgrundtief scheußlich der Mensch sein kann, so Reger. Die sogenannten unteren Klassen sind, das ist doch die Wahrheit, genauso gemein und niederträchtig und verlogen, wie die oberen. Das ist ja eines der abstoßendsten Kennzeichen dieser Zeit, daß immer behauptet wird, die sogenannten einfachen und die sogenannten unterdrückten Menschen seien gut, die anderen schlecht, das ist eine der widerlichsten Verlogenheiten, die mir bekannt ist, so Reger. … Diese Leute nützen jede Situation aus und schrecken vor nichts zurück, so dumm diese Leute sind, sie machen alles, selbst das Widerwärtigste, zu ihrem Vorteil. Und wir fallen immer wieder auf diese Leute herein, weil sie uns in den alltäglichen Widerwärtigkeiten naturgemäß überlegen sind, so Reger.

T. Bernhard, Alte Meister

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Literatur

über die Psychologie der Zeit

„Wie es eine Geometrie im Raum gibt, so gibt es auch eine Psychologie in der Zeit, in der die Berechnungen einer Oberflächenpsychologie nicht mehr stimmen würden, weil man darin die Zeit und eine der Formen, die sie annimmt, nämlich das Vergessen, nicht genügend berücksichtigt hätte – das Vergessen, dessen Macht ich zu spüren begann und das ein so gewaltiges Werkzeug der Anpassung an die Wirklichkeit ist, weil es allmählich in uns die überlebende Vergangenheit zerstört, die zu jener in beständigem Widerspruch steht.“
M. Proust, Die Entflohene

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Hätten sie es gewusst? Literatur

Alte Meister I

Lesen Sie, was Sie lieben, aber dringen Sie nicht total ein, hören Sie, was Sie lieben, aber hören Sie es nicht total, schauen Sie, was Sie lieben, aber schauen Sie es nicht total an. Weil ich immer alles total angeschaut haben, immer alles total gehört habe, immer alles total gelesen habe oder wenigstens immer den Versuch gemacht habe, alles total zu hören und zu lesen und anzuschauen, habe ich mir schließlich und endlich alles vergraust, ich habe mir dadurch die ganze Bildende Kunst und die ganze Musik und die ganze Literatur vergraust.

T. Bernhard, Alte Meister

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Literatur

„Aber was man Erfahrung nennt, ist nur die in unseren Augen zuteil werdende Offenbarung eines unserer Charakterzüge, der ganz natürlich wiedererscheint, und zwar umso nachdrücklicher, als wir ihn schon einmal vor uns selbst ans Licht gezogen haben, so daß die spontane Regung, die uns das erste Mal geleitet hatte, durch alle Suggestionen der Erinnerung auch noch etwas wie eine Bestärkung erfährt. Das menschliche Plagiat, dem man am schwersten entgeht, ist für die Individuen (und sogar für die Völker, die in ihren Fehlern verharren und sie noch zunehmen lassen) immer das Plagiat ihrer selbst.“

Proust, Auf der Suche nach der verlorenen Zeit – Teil 6

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the collected jokes of slavoj zizek

http://www.audunmortensen.com/projects/the-collected-jokes-of-slavoj-zizek/, via

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Literatur

„Die Bilder, welche die Erinnerung auswählt, sind ebenso willkürlich, ebenso enggefaßt, ebenso ungreifbar wie die, welche die Einbildungskraft gestattet und die Wirklichkeit dann zerschlagen hat. Es besteht kein Grund, weshalb ein wirklicher Ort außerhalb von uns mehr Bilder der Erinnerung als des Traums in sich enthalten soll.“

Marcel Proust, Sodom und Gomorra

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Berlin Literatur

Bühnenbild des Lebens

Von Laugier ausgehend, lassen sich Linien ziehen, weniger im ideologischen Sinn als vielmehr unter dem Aspekt der Einmischung, Linien zu L’Enfant, der den großen Plan für Washington entwarf, zu Le Corbusier, Taut, Hilberseimer, Wijdeveld. So sehr sie sich auch in mancherlei Hinsicht unterscheiden, eines haben sie offensichtlich gemein: Sie mischen sich ein. Es geht nicht mehr um die Architektur dieses einen prachtvollen oder nicht prachtvollen Gebäudes, sondern um den Architekten/Künstler, der in das Schicksal ganzer Massen eingreift. Der Architekt als Philosoph der Gesellschaft, der gleichzeitig – wenn seine Vorstellungen Wirklichkeit werden – die Macht erhält, zu bestimmen, wie, und manchmal auch wo, viele Tausende leben werden. Die Macht eines Menschen, der – an der Hand oder unter dem Schirm einer Regierung, eines Senats, eines Bürgermeisters oder auch frei – eine Stadt verändern, erweitern oder sogar neu erbauen darf, ist faszinierend und erschreckend zugleich. Damit liefert sich eine Gesellschaft regelrecht aus. Politiker, die man einmal gewählt hat, kann man später, bei erwiesener Untauglichkeit, zum Teufel jagen, in den Straßen, Zentren, Parks, Häusern, Wohntürmen dagegen, die die Baumeister entworfen haben, wird man auch in Zukunft umhergehen, schauen, wohnen, essen, lieben, schlafen. Das Bühnenbild des Lebens steht, und es ist unveränderlich. Zwischen diesen Kulissen und Versatzstücken, in diesem von einem anderen bestimmten Raum, wird sich das Leben abspielen.

Cees Nooteboom, Die Sohlen der Erinnerung

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Literatur

Schreiben als Ersatzhandlung ll

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… ist ja auch eine art geschlechtsverkehr, ein buch schreiben …

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Literatur

„Ja, das Leben ist grauenhaft. Wir müssen uns wieder öfter sehen, ma chère amie. Was den Umgang mit Ihnen so angenehm macht, ist, daß Sie nie lustig sind. Wir sollten mal wieder einen Abend zusammen sein.“
Marcel Proust, Auf der Suche nach der verlorenen Zeit

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Literatur

Aus dem Exil (5)

Mitten in der Welt der heiteren Geisteskrankheit kommuniziert der moderne Mensch nicht mehr mit dem Irren. Auf der einen Seite gibt es den Vernunftmenschen, der den Arzt zum Wahnsinn deligiert und dadurch nur eine Beziehung vermittels der abstrakten Universalität der Krankheit zuläßt. Auf der anderen Seite gibt es den wahnsinnigen Menschen, der mit dem anderen nur durch die Vermittlung einer ebenso abstrakten Vernunft kommuniziert, die Ordnung, physischer und moralischer Zwang, anonymer Druck der Gruppe, Konformitätsforderung ist. Es gibt keine gemeinsame Sprache, vielmehr es gibt sie nicht mehr. Die Konstituierung des Wahnsinns als Geisteskrankheit am Ende des achtzehnten Jahrhunderts trifft die Feststellung eines abgebrochenen Dialogs, gibt die Trennung als bereits vollzogen aus und läßt all die unvollkommenen Worte ohne feste Syntax, die ein wenig an Gestammel erinnerten und in denen sich der Austausch zwischen Wahnsinn und Vernunft vollzog, im Vergessen versinken.

Die Sprache der Psychiatrie, die ein Monolog der Vernunft über den Wahnsinn ist, hat sich nur auf einem solchen Schweigen errichten können.

Wahnsinn und Gesellschaft, Michel Foucault

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Literatur

Aus dem Exil (4)

„We discussed everything we knew, during the first fifteen or twenty minutes that morning, and then branched out into the glad, free, boundless realm of the things we were not certain about.“

Mark Twain, A Tramp Abroad

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Kunst Literatur

Aus dem Exil (2)

Das Gesetz von Angebot und Nachfrage hatte ihm selbst vor einem knappen Monat plötzlichen Reichtum beschert, der ihn wie ein Funkenregen eingehüllt und vom finanziellen Joch befreit hatte, und auf einmal wurde ihm klar, dass er diese Welt nun verlassen würde, in der er sich nie wirklich zu Hause gefühlt hatte. Seine an sich schon nicht mehr zahlreichen menschlichen Beziehungen würden eine nach der anderen einschlafen, abbrechen, und dann würde sich für ihn das Leben so ähnlich gestalten wie hier in dieser perfekt verarbeiteten Fahrgastzelle seines Audi Allroad A6: friedlich, freudlos und endgültig neutral.

Karte und Gebiet, Michel Houllebecq

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Kunst Literatur

Aus dem Exil (1)

… sollte Jed mehrfach die Frage gestellt werden, was es in seinen Augen bedeute, Künstler zu sein. Er fand darauf weder eine interessante noch eine originelle Antwort, bis auf eine Sache, die er infolgedessen bei fast jedem Interview wiederholte: Künstler zu sein bedeutet in seinen Augen, sich zu unterwerfen. Sich rätselhaften, unvorhersehbaren Botschaften zu unterwerfen, die man in Ermangelung eines besseren Begriffs und ohne jeden religiösen Glauben als Intuitionen bezeichnen müsse. Botschaften, die sich dem Künstler trotzdem auf kategorische Weise aufdrängen, ohne ihm die geringste Möglichkeit zu lassen, sich ihnen zu entziehen – außer wenn er auf jegliche Form von Integrität und Selbstachtung verzichtet.

Karte und Gebiet, Michel Houllebecq

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Hätten sie es gewusst? ich weiss nix Literatur Politik

„ich bin ein Reiseführer in die Geschichte“

Eric Hobsbawm über seine Autobiographie Interesting Times. A Twentieth-Century Life bei einestages:

einestages: Professor Hobsbawm, Sie wurden 1917 geboren und haben mit Ihrem Leben fast das ganze, verrückte 20. Jahrhundert begleitet. Historiker ihres Alters, haben Sie einmal gesagt, seien Führer in die Vergangenheit. Stellt diese Doppelrolle von Zeitzeuge und Wissenschaftler nicht ein Problem dar, wenn es um die notwendige Distanz geht?

Hobsbawm: Nun ja, es sind eigentlich zwei verschiedene Rollen. Als Zeitzeugen können wir den Leuten erklären, wie es damals ausgesehen hat. Die meisten Menschen in England, zum Beispiel, können sich heute einfach nicht mehr vorstellen, wie das Leben hier noch bis in die fünfziger Jahre war. Etwa, dass die Nationalhymne offiziell nach jeder Kinovorstellung gespielt wurde und die Leute aufgestanden sind. Was? In diesem Sinne kann man den Menschen sagen, ich bin ein Reiseführer in die Geschichte, in ein anderes Land, in dem die Dinge anders gemacht wurden als hier und heute. Andererseits ist es nicht nur möglich, sondern auch notwendig für einen Historiker, diese Erlebnisse zu verarbeiten. Jedenfalls zu dem Zeitpunkt, zu dem er oder sie schreibt. Beim Schreiben meiner Autobiographie „Gefährliche Zeiten“ habe ich sehr viel Vergangenheit sozusagen neu analysieren müssen. Das kann man nie ganz unbefangen tun. Als Historiker hat man Regeln, die es einem ermöglichen, gewissen Dingen mehr oder weniger Gewicht zu geben und eine bestimmte Perspektive auf die Vergangenheit zu haben.

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Hätten sie es gewusst? ich weiss nix Literatur

Der Scarabeus und der Sinn des Lebens

‚Sollte denn auch in der Verwaltung von etwas Kot sein Leben beschlossen sein? Oder selbst darin, daß er neue Geschlechter zeugt, die dem Geschäft obliegen? Das kann nicht sein, schon seine äußere Bildung ist dafür zu reich, zu wunderbar. Und gar der Ernst, mit dem er ans Werk geht, verrät ein Wissen vor jeder Wissenschaft.‘
E. Jünger, Subtile Jagden

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Hätten sie es gewusst? ich weiss nix Literatur

„Das Publikum klatscht doch nicht, weil ein Lied besonders gut ist, sondern weil es ein Lied bereits kennt. Es beklatscht sein eigenes Gedächtnis“ Max Goldt

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Hätten sie es gewusst? ich weiss nix Literatur

Zweifall

„Wer einmal zweifelte, der muß tüchtig weiter zweifeln, wenn er nicht verzweifeln will. Ob jemand im Unendlichen eine Zahl oder ein Zeichen zu erblicken vermag – diese Frage ist der einzige und letzte Prüfstein, an dem sich die Art eines Geistes beantwortet. Aber für jeden ist die Position eine andere, die er gewinnen muss, um zur Entscheidung fähig zu sein. Glücklich ist die Einfalt, die die gegabelten Wege des Zweifalls nicht kennt, doch ein wilderes und männlicheres Glück blüht am Rande der Abgründe.“

E. Jünger, Sizilischer Brief

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Literatur

Der Koloß von Maroussi

Wir bewegen uns in einer mechanischen Zeit zwischen den Trümmern untergegangener Welten, erfinden die Instrumente unserer eigenen Vernichtung, vergessen Verhängnis und Schicksal, kennen keinen Moment des Friedens, besitzen nicht den geringsten Glauben, sind eine Beute des finstersten Aberglaubens, funktionieren weder im Körper noch im Geist und handeln nicht als Individuen, sondern als Mikroben in einem Kranken Organismus.

Henry Miller, Der Koloß von Maroussi, ca. 1939.