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Der Lauf der Dinge

Vorgestern Nacht habe ich aus Versehen mein Auto vollgetankt. Aus Versehen, weil ich das eigentlich nie mache, denn wer kann sich das heute schon leisten. Danach bin ich nach Hause gefahren. Gestern Mittag kam ich dann zu meinem Auto und schon von weitem habe ich dort zwei Bullen Polizisten entdeckt, die, wie es sich für solche gehört, alles ganz genau untersuchten. Da ich mir keiner Schuld bewusst war, ging ich ziemlich selbstsicher auf die zwei Uniformierten zu, um sie nach dem Grund ihrer Inspektion zu fragen. Doch als ich so neben meinem Auto ankam, viel mir schon eine insgesamt vielleicht zwei Quadratmeter grosse Lache auf. Das war Benzin.

Danach ereignete sich folgendes Zivilisationsdrama:

Polizistin: Ihr Auto verliert Benzin!
Ich: Wie kann das denn sein?
Polizistin: Ach tun sie doch nicht so, sie haben doch bereits versucht es zu stopfen, da unten sieht man doch das Styropor!
Ich: Ich? Ich habe gar nichts gestopft!
Polizistin: Haben Sie einen Personalausweis?
Ich: Klar. (Gebe ihr nach einigem Suchen den Ausweis.)
Polizistin: Wir haben bereits die Feuerwehr verständigt, da werden einige Kosten auf sie zu kommen.
Ich: Wie denn Feuerwehr?
Polizist (Kollege der Polizistin): Ja das muss doch weggemacht werden.
Ich: Ja, kann ich da nicht …. ein bisschen Sand drauf streuen?
Polizist: Die Feuerwehr ist schon verständigt.
Ich: Ja hmm, nagut.
Polizist: Die sichern allerdings nur die Benzinlache. Was machen wir denn jetzt mit ihrem Auto?
Ich: Ich fahre damit zu meiner Werkstatt.
Polizistin: Fahren können sie damit aber nicht mehr. Wenn da noch mehr ausläuft während der Fahrt.
Ich: Hmm, dann ruf ich mal den ADAC an. Die können sich das ja mal anschauen.

Nach dem Wort ADAC hatte ich die Beamten auf meiner Seite. Also rief ich da an und die nette Dame am ADAC-Telefon sagte mir, dass in spätestens 30 Minuten jemand vor Ort ist. Danach wechselten die Polizisten und ich die üblichen Floskeln, um die Zeit zum Einsatz von Feuerwehr und ADAC zu überbrücken. Aus der Ferne der Stadt hört man ein Martinshorn.

Ich: Das wird doch nicht unsere Feuerwehr sein?
Polizisten zusammen: Hmm!

Kurz darauf kommt ein grosses Feuerwehrauto mit Martinshorn und Blaulicht um die Ecke und hält vor unseren Füßen. Sechs Feuerwehrmänner steigen aus dem Einsatzfahrzeug. Alle wirken beschäftigt. Einer begrüsst die Polizisten und gibt auch mir die Hand. Ein anderer von den sechs Brandschutzmännern kippt Bindemittel auf das Benzin, die restlichen fummeln am Einsatzfahrzeug rum. Nur der Einsatzleiter redet mit den Polizisten und mir.

Einsatzleiter: Nee, wegmachen können wir das nicht. Dazu brauchen wir eine Spezialfirma. Die ruf ich grad mal an.
Ich: Was denn für eine Spezialfirma?
Einsatzleiter: Das ist ja jetzt Sondermüll (Bindemittel auf Benzinlache), den dürfen wir nicht mehr mitnehmen.

Während der Einsatzleiter diese Sondermüllfirma anruft, kommt der ADAC-Mensch an. Er bockt das Auto hoch, fragt mich, ob ich vor kurzem vollgetankt hätte und beschreibt dann das Problem.

ADAC-Mensch: Oben am Tank ist eine Schweißnaht, die ist wohl etwas gerostet. Wenn der Tank voll ist und dadurch der Druck zu hoch, drückt sich das Benzin da durch. Passiert aber nur wenn der Wagen vollgetankt ist.
Ich: Ja genau, habe den Wagen gestern vollgetankt hier abgestellt.
ADAC-Mensch: Ja was haben sie denn jetzt mit dem Wagen vor?
Ich: Das frage ich besser sie.
ADAC-Mensch: Fahren würde ich so mit dem Wagen nicht mehr. Wir können ihn zu ihrer Werkstatt abschleppen.
Ich: Ja hmm, abschleppen.
Polizistin: Ja fahren können sie so nicht mehr!
Ich: Jaja, abschleppen?!
ADAC-Mensch: Ich ruf mal die Zentrale an.
Einsatzleiter (Feuerwehr): Die Firma (Sondermüll) ist benachrichtigt, die sind unterwegs.

Ich wohne in einer kleinen Strasse, in einer relativ ruhigen Gegend. Da stehen ein Polizeiwagen, ein grosses Feuerwehrauto mit Blaulicht und sechs Feuerwehrmännern, plus ADAC-Mensch mit ADAC-Wagen. Der Letztere kommt gerade aus seinem Wagen.

ADAC-Mensch: Die Zentrale schickt einen Abschleppwagen.
Ich: Soso, ja ok.

Der ADAC-Mensch fängt an, seinen Kram abzubauen, Polizei und Feuerwehr unterhalten sich über den Frühlingsanfang und ich ruhe kurz in mir und schüttel auch dort mit dem Kopf, weil alles seinen ungeahnten Lauf nimmt. Es ist wie ein Improvisationstheater, nur das ich der Einzige bin, der improvisieren muss. Der ADAC-Mensch lässt mich einen Auftrag unterschreiben und verabschiedet sich. Macht nix, denn seine Kollegen mit dem Abschleppwagen biegen bereits um die Ecke. Nun wird es wirklich eng. Die Feuerwehr muss aber auf die Sondermüllfirma warten, daher muss das Feuerwehrfahrzeug umgeparkt werden. Der Abschleppwagen braucht seinen Platz. Während der Rangiererei kommt nun auch die Sondermüllfirma mit dem gleichen Abschleppwagen wie der ADAC angefahren. Darauf steht allerdings schon ein Wagen, nämlich der Sondermüllaufsaugwagen, der in etwa so gross ist, wie die kleinen Kehrfahrzeuge von Stadtreinigern. Oh oh, jetzt kommen auch andere Verkehrsteilnehmer nicht mehr durch. Es bildet sich in meiner kleinen Strasse ein kleiner Stau. Ein Polizeiauto, ein Feuerwehrfahrzeug mit (immer noch) Blaulicht, ein Abschleppauto mit blinkendem Gelblicht ohne etwas, ein Abschleppauto mit blinkendem Gelblicht und Sondermüllaufsaugwagen drauf. Auf beiden Abschleppautos sitzen jeweils zwei Männer. Heute ist mal richtig was los, denke ich mir.

Einsatzleiter (Feuerwehr): Ok wir haben das geklärt, wir fahren dann mal.
Ich: Ok, vielen Dank.
Einsatzleiter: Keine Ursache. Und machen sie sich keine Sorgen, das zahlt alles ihre Versicherung.
Ich: Macht sie das?
Einsatzleiter: Das muss sie.
Ich: Na, wenigstens etwas.

Der ADAC nimmt mein Auto huckepack, die Sondermüllfirma lässt ihr Sondermüllaufsaugwagen ab und die Polizei verabschiedet sich nun auch von mir. Ich muss, bevor der Sondermüll aufgesaugt wird, noch einige Unterschriften leisten, denn sonst wird er nicht mitgenommen. Geht ja alles über die Versicherung.

Ich fahre mit dem ADAC-Abschleppwagen in meine Werkstatt, die etwas 40 Kilometer entfernt liegt und sehe noch, wie der Sondermüllaufsaugwagen zwei Quadratmeter feuchten Sand (bestimmt aber Bindemittel) aufsaugt.

3 Antworten auf „Der Lauf der Dinge“

Mein Bruder hatte ein ähnliches Problem. Er hatte sein Motorrad in einer Tiefgarage geparkt. Ein Spassvogel hat den Benzinschlauch abgerissen und das Benzin lief aus dem Tank. Auch da kam die Feuerwehr. Reparieren konnte mein Bruder sein Motorrad selber. Den Einsatz der Feuerwehr, die damals noch das Benzinsandgemisch mitnahm, durfte er aus der eigenen Tasche bezahlen.

Ich habe schon bei meiner Versicherung nachgefragt. Die bezahlt das. Selbstverständlich werde ich im gleichen Zug in der Prämie hochgestuft.
Also zahlen muss ich es auch, ich kann mir nur aussuchen wie.

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