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Ich und meine Schefflera

Draussen sind alle wach. Wach, so ein Scheiß. Hier drin ist es höllenstill. Die einzige Unterhaltsame ist meine Schefflera. Etwas schief steht sie da. Selbstzufrieden. Denkt an gar nichts die verdammte Sau. Ist mit sich und der Welt zufrieden.

»2007 alter, 2007, hehe“ sagt sie und macht keinen Mux.«
»Was willst du denn, hä, 2007 na und? ist so wie 2006 oder fünf«
»Gereizt?«
»Wieso? Immer diese Erwartungen an die Zukunft. Was soll dieses Jahr schon passieren. Die Leute werden glotzen, kaufen, lieben, beten, gebären, massakrieren und leiden. Vor allem werden sie leiden. Weil nix so läuft wie sie sich’s vorgestellen. Sogar wenn es besser läuft als in ihren Vorstellungen, leiden sie. Menschen wimmern grundsätzlich!«
»Und du, was ist mit dir?«
»Wenn sie wenigstens wegen den richtigen Sachen leiden würden. Aber nein, keine Chance. Meine scheiß Aktien sind im Keller, meine Alte hat mich sitzen lassen, keine Arbeit und die Hängung wurde auch nicht richtig übertragen.«
»Welche Hängung?«
»Hussein!«
»Ach, die. Na und?«
»Na und? Was soll das heißen? Da wird mal einer ganz moderat aufgeknüpft und die Übertragung ist winzig und flimmert. Egal ob echt oder nicht. Ich sag’s ja, diese scheiß Technik. Über die reg ich mich am meisten auf. Nix funzt. Alle sprechen von HD und was ist, nix. Mieser kleiner Handyclip aus’m Netz. Was soll ich mit einem Flatfernseher mit einem Meter Bildschirmdiagonale. Bond gucken oder was. Willst du wohl gerne sehen, was, aber nicht mit mir. Du bewegst dich ja eh den ganzen Tag nicht. Aber immer das Oberflächenzucken auf grossen Bildschirmen reinziehen. Scheiße kommt nicht in Frage.«

»Du hast Probleme. Wenn interessiert den so was.«
»Alle wie sie da sind. Dich interessiert wahrscheinlich nur wie lange dir der Platz zur Decke reicht und was dann passiert. Ja Kleine, 30 Zentimeter, verdammte 30 Zentimeter. Danach ist Schluss!«
»Ach bis dahin, wer weiß was bis dahin ist.«
»Was soll schon sein. Nix. Sag ich doch!«
»Na Also!«
»Kann dir aber doch nicht einfach so am Arsch vorbei gehen. Das wird dein Leben verändern. Ganz zu schweigen von dem Schicksal, was du überhaupt nicht beeinflussen kannst.«
»Was denn für ein Schicksal bitte? Kommt der mir mit Schicksal, der Depp. Was bist du denn für einer?«
»Hehe, ich bin dein Schicksal, Kleine. Hast du eine Ahnung was ich mit dir demnächst anstelle?«
»Was soll das heißen?«
»Umziehen, niedrige Decken und Nordlicht, hörst du, Nordlicht! Hehe! Da guckst du, was. Nix mehr den ganzen Tag Sonne. Vor allem kein Platz nach oben. Null. Am Arsch die Läuse.«
Da steht die kleine Spitzmaus und glotzt. Sagt kein Ton mehr.
»Und wie wär’s wenn du Morgen ganz in Ruhe nach deinem morgendlichen Latte Macchiato Einlauf in dein Auto steigst, die Strasse runter fährst, von links ein Bus kommt und dich mit knapp 90 auf den Beifahrersitz setzt, gleichzeitig auf die Strassenbahnschienen schiebt, wo euch gerade die neue Regionalbahn mit guten Tempo entgegen kommt, die es zielgenau auf die Beifahrertür abgesehen hat, was suchst du auch als Fahrer vorne rechts im Auto, um dich dann schön auf den Fahrersitz zurück zu schieben. Leider ist dieser gerade von einem 15 Meter langen Bus besetzt. Ich werde bestimmt von deinem Nachlassverwalter an einen grünen Daumen weitergegeben.«
Ja, da guck ich, ich Depp. Spricht die überhaupt mit mir?
»Sag mal, ist dein Topf zu klein, oder was? Komm mir bloß nicht so.«
»Du hast doch mit dem Schicksal angefangen.«
»Was, ich? Ich hab hier gesessen und mich gefragt wie ich eine Bluetoothinternetverbindung mit meinem Handy als Modem hinbekomme und da fängst du mit 2007 an. Ach, wem erzähl ich das überhaupt. Du stehst den ganzen Tag in der Ecke rum und tust nix. Garnix! Nur du, nur du, kann passieren was will. Ist dir alles scheißegal. So ein Leben hätte ich auch gern.«
»Mach doch mal.«
»Jaja, aber ich brauch eine Bluetoothverbindung. Meinst du ich mach Scherze. Das ist alles nicht so einfach. Accountname, Kennwort, wo soll ich die so aus’m Stehgreif hernehmen. Ohne Internet!«
»Ach so, ja schwierig, ich verstehe.«
»Und so was ist den ganzen Tag. Immer fehlt was.«
»Aber was, was, was denn nur.«
»Immer irgendwas.«
»2007?«
»Egal wann. Immer.«

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