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Fornika

„Wo sind meine Zigaretten? Die sind weg. Was? Die „Fornika“ hat sie?“

Als alter (deutsch) Hip-Hopper ist es meine Pflicht, als erster im Plattenladen zu stehen, um den deutschsprachigen Hip-Hop-Rentnern ihre jüngste Platte aus der Hand zu reißen. Hab ich am Samstag gemacht. Ich befinde mich ungefähr im gleichen Alter wie „Die Fantastischen Vier“, etwas jünger (ätsch), habe aber in der letzten Zeit keine Midlifecrisis erlebt. Bei ihnen bin ich mir da nicht sicher. Wer mit einem Bandmitglied in seinem Privatjet zum Golfen fliegt, der hat es in der Öffentlichkeit zwar zu etwas gebracht, aber was kommt dann?

Das innere Mäusekino. Die Einsicht, dass man nicht aus seiner Programmierung rauskommt und immer wieder die gleichen Runden dreht. So ist es in der Fabrik am Band, in der Schreinerei um die Ecke und auch im Hip-Popgeschäft, wenn man auf eine fast 20-jährige Berufserfahrung schauen kann. So geht es also auch den Fantas. In so einem Fall bleiben einem zwei Möglichkeiten. Entweder man schlachtet es so gut wie möglich aus, oder man findet Variationen der eigenen Programmierung.

Durch denn Stand der „Fantastischen Vier“ im Musikbiz, wirkt jede Aktivität von ihnen wie ein Freeway zum Schlachthof, auch wenn sie es selbst nicht so meinen. Das letzte Album war der Ausbau der Strecke dorthin, dachte ich zumindest. Ich habe mich getäuscht. Es war anscheinend nur ein etwas breiterer Beschleunigungsstreifen, um noch mal die Kurve zu kriegen.

„Fornika“ beschäftigt sich wie das vorherige Album auch, mit den Alterserscheinungen von Berufsjugendlichen. Dabei sind Smudo, Thomas D, Michi Beck und AndiY in ihrem Alter gerade mal in der Vorpubertät, wenn man von greisen Halbstarken ausgeht, die mit Ende 60 mit Sonnenbrille auf der Glatze vor den Cafes sitzen und ihre neusten Rennmaschinen anglotzen. Aber „wir werden nicht wie unsere Alten!“ Nach der Erkenntnis im Album „Viel“, dass man ein alter Sack geworden ist, zelebrieren die Vier nun diesen Zustand in „Fornika“. Sie haben ihre erste Midlifecrisis überwunden. Und so haut die neue Scheibe wieder mehr die bekannte F4 Selbstironie und Beatpower raus, die man von frühen Platten gewohnt ist. Dabei wollen sie nicht wie damals die Welt retten, sondern eher sich selbst. Das ist schon mal ein guter Anfang.

P.S. Ich hatte ja gehofft, dass es Thomas D diesmal schafft, ohne schwulstigen Esosong auszukommen. Nix da! Es musste wohl sein. Aber auch da scheint eine gewisse Wendung möglich zu sein. Der Song ist zumindest nicht so schlimm, dass er sich auf der Bühne dazu ausziehen müsste.

9 Antworten auf „Fornika“

schon gut. verpeilt … aber lohnt sich zu kaufen, ja? was gibts denn auf der dvd (premium edition)?

making of von der platte. kannst du dir aber sparen. Erstens weil es nicht so super ist und zweitens gibt’s das bestimmt bald in 5 folgen bei youtube.

Jap, Thomas D. braucht halt den Esosong, aber meine Güte, wo ist der „ICH BIN ES EM U DE O!“-Smudo ist der Geilste-Song? Den gabs doch sonst auch immer, oder hab ich ihn überhört?

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