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Fotografie

Ando Gilardi, Italiens wichtigster Kurator nackter Personen

Ja, stimmt. Aber wie kam es überhaupt erstmal dazu, dass du anfingst, dich für Fotografie zu interessieren?

Das ist eine alte Geschichte. Nach dem Krieg—ich war im Widerstand aktiv—bekam ich von einem jüdischen Hauptmann der amerikanischen Armee als Lohn für meine Dienste Essensmarken für ihre Kantine. Sie suchten Fotografen, die Bilder der Shoah, des Holocaust, reproduzieren und drucken konnten. Das war für die Nürnberger Prozesse. Da gab es also Geld zu verdienen. Ich begann Abzüge von Fotos zu machen, die wir bei Gefangenen fanden, oder die von Juden versteckt worden waren, oder wie auch immer. Dabei wurde mir klar, dass Worte oft gebraucht werden, um Dinge zu verstecken und Fotos gebraucht werden, um sie zu zeigen. Das war der Moment, in dem ich beschloss, mit Fotografie zu arbeiten.

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